Geflüchtete Kinder lernen schwimmen

Der Lindweiler Hof lernt schwimmen

Alles fing ganz harmlos an. Die Tochter einer alleinerziehenden syrischen Mutter fragte, ob ich mit ihr schwimmen gehe. Da das Kind noch nie im Schwimmbad war und folglich nicht schwimmen kann, sagte ich zu und notierte das Ganze unter „kleines Nebenprojekt für den Sommer“. Ich bat das Mädchen, den anderen Kindern nichts davon zu erzählen. Ein naives Wunschdenken.

Bei meinem nächsten Besuch der Turnhalle des Lindweiler Hofs stürmten mir sämtliche Kinder (wirklich alle) entgegen und riefen „me swim! me swim! Ich! Ich!“. Das war der Beginn eines deutlich größeren Projekts – nämlich allen Kindern der Unterkunft das Schwimmen näher zu bringen.

Die erste Herausforderung bestand darin, Schwimmkleidung zu organisieren. Für ein Mädchen konnte ich einen Badeanzug kaufen, für rund 30 Kinder sah das schon anders aus. Dank fantastischer Netzwerke engagierter Menschen dauerte es aber nicht lange, bis die ersten Badesachen bei uns ankamen. Gebrauchte Sachen in sehr gutem Zustand. Zudem gab es finanzielle Zuschüsse privater Spender, die mir den Kauf weiterer Badesachen erlaubten. An dieser Stelle ein großes DANKE an alle, die spontan geholfen haben.

Da nun alle Kinder der Unterkunft schwimmen lernen sollten, wurde aus der Kleinigkeit ein gemeinnütziges Projekt. Super – denn so können wir die Eintrittsgelder über unsere Spenden finanzieren. Dem großen nassen Spaß stand nichts mehr im Wege!

Der erste Schwimmbadbesuch mit dem 6-jährigen syrischen Mädchen war für beide Seiten beeindruckend. Tatsächlich hatte ich ja keine Ahnung, wie ein Kind, das noch nie im Schwimmbad war, im Wasser reagieren würde. Um es kurz zu machen: Es war wunderschön! Nie zuvor habe ich dieses Kind so selig lächelnd, so entspannt und gelöst erlebt. Da wir uns schon länger kennen, war genug Vertrauen da, sich samt Schwimmflügeln durchs Wasser ziehen zu lassen und die Schwerelosigkeit zu genießen. Schwer zu sagen, wer von uns beiden hinterher glücklicher war – vermutlich aber sie.

Seitdem geht es zwei- bis dreimal die Woche ins Schwimmbad. Die Kinder reagieren unterschiedlich vorsichtig auf das Wasser: Manche wollen sofort die Schwimmbewegungen lernen, andere brauchen mehr Zeit, um sich an das Gefühl des fehlenden Bodens unter den Füßen zu gewöhnen.

Aber alle sind irgendwann völlig entspannt und können für ein paar Stunden ihren tristen Alltag hinter sich lassen. Ein tolles Projekt, das nur mit Hilfe vieler großzügiger Menschen möglich wurde.

Im Namen aller Kinder dafür nochmal ein herzliches Dankeschön!

Da die Belegung der Turnhalle immer mal wechselt, brauchen wir laufend Badesachen in allen Größen: Badehosen, Badeanzüge und Tankinis ab Größe 98 bis etwa 140. Wir freuen uns über jedes einzelne, gut erhaltene Stück! Für die Abgabe von Badesachen, Fragen zum Projekt oder weitere Ideen bitte einfach eine E-Mail an schicken.

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Foto: Soso, 6 Jahre, aus Damaskus, nach dem ersten Schwimmbadbesuch. Copyright: Julia Fukuda

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